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      Herbert 
        Stepan 
      Einführende 
        Worte zur Gedächtnisausstellung 
      Friedrich 
        SCHIFF 
      Im 
        Wiener Künstlerhaus Juni 1988 
      Der 
        unmittelbare Anlass zu dieser Ausstellung ist der Wunsch des Wiener Künstlerhauses, 
        eines Künstlers zu gedenken, der in Kürze das 80. Lebensjahr 
        erreicht hätte. 
        Die Präsentation der Werke Friedrich SCHIFF´s ist keineswegs 
        als pietätvoller Rückblick gedacht. Der Maler SCHIFF - ein Repräsentant 
        zeitgenössischer Kunstprominenz - soll einem allgemeinen Kunstinteresse 
        in Erinnerung gebracht werden und sein Schaffen soll auf´s Neue 
        Würdigung finden. 
        Vor uns liegt ein abgeschlossenes Lebenswerk, das mit der Existenz einer 
        starken Künstlerpersönlichkeit verbunden ist. 
        Seine Bilder vermitteln absolute schöpferische Souveränität. 
        Die Einheit von Schau, Inhalt und Stil gibt seinem Werk die Kraft der 
        Überzeugung. Nie geht es dem Maler SCHIFF um eine direkte Abbildung 
        der Dinge, es geht ihm darum, seelische Erlebnisse in einer expressiven 
        Formsprache zu transportieren und damit um die Neuschaffung des Geschauten, 
        um die Darstellung der inneren Wirklichkeit. 
        Sein Stilwille führt vom Augenscheinlichen zum Wesensbild. 
        Seine existenzielle Konzeption der menschlichen Figur unterstützt 
        diese Bestrebung. Die seelische Gestimmtheit ist die primäre Voraussetzung 
        seines Schaffens. Die unverkennbare Eigenart seiner Reifezeit erweist, 
        dass hier Idee und Realisierung Hand in Hand gehen und dass jahrzehntelange 
        künstlerische Arbeit zu immer authentischeren Gestaltungen geführt 
        hat. 
        Es sei mir erlaubt, aus meiner Sicht noch einige Hinweise auf das Schaffen 
        und auf den geistigen Standort des Malers Friedrich SCHIFF - dem ich freundschaftlich 
        verbunden war - zu geben. 
        SCHIFF´s geistige Beweglichkeit zum Schauen, zum Mitdenken, zur 
        geistigen Auseinandersetzung, sein ereignisreiches Leben - geprägt 
        von jahrzehntelangen Aufenthalten in China, in Argentinien und von vielen 
        Reisen - steigerten seine Einfühlungsvermögen und verhalfen 
        ihm auch zu schönen Erfolgen. 
        Er hat sein Leben lang seine Wahrnehmung der Welt in Bildern festgehalten. 
        Er hat seiner Empfindungs- und Gefühlswelt Form, und Farbe und Gehalt 
        gegeben. Er hat außerhalb des Spannungsfeldes extremer Kunstauffassungen 
        seinen unverwechselbaren eigenen Stil entwickelt und erreicht. 
        Sein Werk ist durchaus von den Formprinzipien der modernen Kunst her zu 
        erschließen. 
        Stellvertretend für viele wichtige Werke, für viele Höhepunkte 
        im Schaffen dieses Malers sei von mir das Bild “Marietta mit Puppe” 
        genannt. Ergreifend im Ausdruck, berührend durch das Zeugnis der 
        Liebe zu seinem Kind ist mit diesem Bild große Portrait-Kunst packende 
        Wirklichkeit geworden. Erscheinung- und Sinnbild ist zu einer neuen Wesenseinheit 
        verbunden. 
        Formsensibilität und Glaubwürdigkeit kennzeichnen alle Bildschöpfungen 
        SCHIFF´s. Seine Bilder, seine Aquarelle, seine Zeichnungen legen 
        Zeugnis ab von intensivster Konzentration. Wirklichkeit wird in Wahrheit 
        verwandelt. 
        Meisterliches Können und Einfühlungsvermögen in andere 
        Lebensbereiche bezeugen seine Zeichnungen aus China. Die Energie seines 
        Pinselzugs gibt auch seinen Aquarellen ein eigenwilliges Leben, gibt ihnen 
        architektonischen Charakter. 
      Wenn 
        SCHIFF einmal sagte: “Ich glaube, dass ich nun beginne, das zu malen 
        was in mir ist”, so gibt ihm sein Werk recht.  
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